HTC Touch Pro

(22.09.2008 00:00 CET)

Unbestritten: Mit dem HTC Touch Diamond hat HTC einen so direkten Angriff auf das iPhone gestartet wie mit keinem anderen Gerät. Aber halt: War das iPhone der Auslöser, oder eher selbst eine Ausprägung der immer stärker werdenden Anforderungen der Benutzer nach einem intuitiv und einhändig bedienbaren Gerät?
Wie auch immer die Antwort lauten mag: Der Diamond war eine Revolution für Windows Mobile-Geräte.
Nun ist mit dem Touch Pro der große Bruder auf dem Markt, der bei nahezu identischem Design (von der Vorderseite her betrachtet) eine integrierte Tastatur hat und damit dem HTC Kaiser/TyTN II nachfolgt. Im Vorfeld waren viele Aussagen zu lesen, dass viele Kleinigkeiten und Kinderkrankheiten des Diamond im Pro verbessert worden wären, dazu gleich mehr.

Der erste Eindruck ist zwiespältig: Wer den schlanken, leichten Diamond in der Hand gehalten hat, der wird mit Schrecken feststellen, dass der Pro ein ganzes Stück dicker und schwerer ist. Dies hat mehrere Ursachen: Zum einen benötigt die Tastatur unbestritten Platz im Gerät. Platz, der beim Diamond einfach nicht benötigt wurde. Zum anderen hat HTC auf die Kritik der Benutzer reagiert und statt des von vielen eher als schwachbrüstig empfundenen 970-mAh-Akkus den 1340-mAh-Akku mitgegeben, dieser wiederum ist ebenfalls dicker. Wer allerdings jetzt vermutet oder hofft, er könne sich den Diamond-Akku und den entsprechenden Akkudeckel kaufen, der wird enttäuscht: nicht nur der Akku ist dicker, unter der Akkuabdeckung ist auch zusätzlich noch ein Teil des Gerätes, sodass eine "Verdünnung" des Akkus nichts bringt.

Spannenderweise ist der Unterschied in der Dicke "gerade mal" 50%, anfühlen tut er sich nach deutlich mehr. Man kann nun trefflich darüber diskutieren, ob das zu erwarten war auf Grund der Tastatur, oder ob es zu viel ist. Eines steht fest: hemdtaschentauglich ist der Touch Pro auf keinen Fall mehr, und es kann jedem nur empfohlen werden, das Gerät tatsächlich mal in die Hand zu nehmen.

In der Praxis, das einfach mal vorweggenommen, hat die Dicke einiges an Vorteilen funktionaler Art. Der Touch Pro ist das erste Gerät, das es tatsächlich trotz Dauer-UMTS-Verbindung und moderatem Telefonieren durch zwei volle Arbeitstage schafft. Das ist mir persönlich nicht ganz so wichtig, denn abends komme ich immer wieder zum Aufladen, hat aber durchaus seine Vorteile. Zum anderen, und das ist ja der eigentliche Hauptgrund für die deutlich dickere Bauform, ist die Tastatur im Vergleich zu allen Konkurrenzgeräten tatsächlich weit überlegen. Nicht nur der Druckpunkt der Tasten, der ein sicheres Tippen ohne dauernde Kontrolle des Bildschirms erlaubt, sondern auch die Tatsache, dass der Touch Pro die erste fünfzeilig Tastatur hat (und damit als erstes Windows Mobile Gerät eine separate Zeile für Ziffern) tragen dazu bei.

Ansonsten, und das ist wirklich schade, ist der Touch Pro nicht der riesige Schritt nach vorne zum Touch Diamond, so wie man vielen Ankündigungen entnehmen konnte. Und sehen wir es realistisch: Das liegt vor allem daran, dass der Diamond so viel an Funktionalität und Bedienbarkeit vorgelegt hat, dass es wenig Steigerung dazu gibt. Das TouchFLO 3D bleibt nahezu unverändert, allerdings von der Stabilität und Performance auf dem sehr guten Stand des ersten Diamond-Updates. Die versprochenen "stärkeren Fokussierungen auf den Neigungssensor" (aus meinen Erfahrungen mit dem Samsung SGH-i900 hatte ich geschlossen, dass mehr Programme beim Drehen des Gerätes automatisch ins Querformat wechseln) finde ich so richtig nicht, einzig die Anwendung zur Kalibrierung des Sensors ist neu.
Ebenfalls war immer wieder angekündigt worden, dass am Mechanismus der Tastatur etwas geändert wurde, um versehentliches Aufschieben zu verhindern. Ich hatte daraus geschlossen, dass der Mechanismus überarbeitet wurde und beispielsweise in Kombination mit dem Neigungssensor ein Aufschieben der Tastatur im Hochkant-Zustand verhindert. Auch hier: Fehlanzeige. Der Widerstand ist ein wenig höher als beim Kaiser/TyTN II, aber nicht so signifikant, dass es einen wirklichen Unterschied machen würde.

Genug gemeckert: Der HTC Touch Pro ist in der Summe seiner Eigenarten und Features einzigartig, das ist unbestreitbar. Er ist deutlich kleiner als der HTC Kaiser/TyTN II, der bisher die Referenz für Geräte mit Touchscreen und Schiebe-Tastatur war. Er liegt auf Grund der Gehäuseform sehr gut in der Hand (der Diamond ist für größere Hände fast schon zu klein), und sowohl die Performance als auch die Verarbeitung sind hervorragend.

Wer einmal das VGA-Display des Diamond/Pro in der Anwendung gesehen hat, der kann sich kaum noch auf die immer noch weit verbreitete QVGA-Auslösung (320*240) einlassen. So scharf, so kontrastreich und so fein ist es, dass jede Anwendung einfach Spaß macht. Auch in starker Sonne ist es durch gut lesbar, wobei mir scheint, dass dies entweder eine Frage des Empfindens oder der Modelle ist, denn einige Tests des Diamond bemängeln genau das.

Bluetooth, WLAN, GPS, GPRS/UMTS/HSDPA/HSUDA komplettieren wie beim Diamond die Kommunikationsfeatures, mit Opera 9.5 ist der aus meiner Sicht beste Browser für Windows Mobile-Geräte mit an Bord, damit ist der Anwender für alle Eventualitäten unterwegs gerüstet.

Eine Neuerung gegenüber dem Touch Diamond ist der "Blitz", der die Kamera komplettieren soll. Wer allerdings mobile Kameras kennt, der weiß, dass die als Blitz fungierenden LEDs für Nahaufnahmen vorteilhaft sind, aber auf minimal größere Entfernungen vollkommen wirkungslos sind.

Alle Programme, die für den Touch Diamond und dessen Neigungssensor geschrieben wurden, sind natürlich ebenso benutzbar wie die internen Applikationen reagieren: Dreht man das Gerät bei einem Anruf auf das Display, werden automatisch Vibration und Klingelton stumm geschaltet, ohne das Gespräch abzuweisen. Wird das Gerät im Opera Browser gedreht, dann dreht sich auch die Displaydarstellung automatisch mit.

Preis:

EUR 624,95 hier.

Fazit:

Alles in allem ist der Touch Pro ein stabiles, extrem funktionales und komfortables Gerät. Trotzdem: Nach einer Woche hat sich immer noch nicht der "Cool!"-Effekt eingestellt, der den Diamond für mich so ausgezeichnet hat. Vielleicht hätte HTC den Pro einfach als HTC TyTN III vermarkten sollen, denn am Ende des Tages läuft es genau darauf hinaus. Wer noch keinen Diamond hatte und ein Gerät mit Tastatur braucht, weil er viel unterwegs schreiben muss, der sollte sich den Pro anschauen. Wer bereits den Diamond hat und mit dessen integrierter intelligenter Tastatur klarkommt, der hat wenig Gründe, sich umzuorientieren. Für alle potentiellen Interessenten aber gilt: in jedem Fall das Gerät vorher einmal in die Hand nehmen und einen eigenen Eindruck verschaffen, ob Dicke und Gewicht akzeptabel sind.

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